Start in Hannover 9.05 Uhr. Heute ist der Tag, wo wir die Ausnahme von der Regel erfahren sollten. Dazu aber später mehr. Zunächst geplant Bunkerstopp Lohnde, um den Treibstoffvorrat zu ergänzen. Vor Ort dann die Erkenntnis, diese Idee haben nicht nur wir ...
... und der Skipper war erst in Verhandlungen, der Tankvorgang hatte noch gar nicht begonnen. Unser Ziel - Bremen - vor Augen, zusätzlich, zwar noch in einiger Entfernung, aber mit dem Tankstopp klar an uns vorbei und als weitere Zeitverzögerung wirksam, ein Verband von 3 Binnenschiffen in unserer Richtung im Anmarsch, was wir Dank AIS gut abschätzen konnten. Also Entscheidung, keine Zeit verlieren, wir wollen Sonntag in Bremen sein, Vollgas und weiterknattern. Da wußten wir allerdings noch nicht, was wir nun wissen ... ;-) Wir genießen zunächst eine wunderbar spätherbstliche Fahrt auf dem Mittellandkanal, goldener Oktober!
Zusätzlich war heute extrem viel Berufsschiffahrt unterwegs. Interessante Begegnungen ...
... und Elefantenrennen ;-) Meter für Meter arbeiten wir uns vorbei und über Funk einbezogen, machen uns die Binnenschiffer immer freundlich Platz. Vorraussetzung natürlich, die Sicht voraus ist frei und es kommt kein Gegenverkehr.
Von weitem sichtbar und mit dem Tele herangezoomt, das Herrmanns-Denkmal im Teutoburger Wald.
Dann, in mehrfacher Hinsicht, das Hilight des Tages. Das Wasserstraßenkreuz Minden. Wir überqueren noch im Mittellandkanal die Weser, auf die wir kurz darauf über die Mindener Schachtschleuse runterfahren möchten. Zunächst ein paar Impressionen von oben runter ins Wesertal und auf die noch aus Kaiserszeiten stammende
Schachtschleuse Minden, deren Türme gut zu sehen sind.
Wir melden uns über Funk zur Talschleusung an und bekommen die Anweisung, im Sportbootwartebereich festzumachen, da erst der vor uns liegende Binnenschiffer an der Reihe ist, wir dann aber gleich bei der nächsten Talschleusung mit dabei sein sollen. Das hört sich super an. Wir liegen an einer Flaniermeile, machen den ein oder anderen Klönsnak mit vorbeikommenden Passanten, alles ganz entspannt. Der Dicke ist in der Schleuse und während wir zusehen, Funkverkehr zwischen Schleuse und einem bergfahrenden Holländer: Wir bekommen mit, daß die Schleuse zügig leer wieder abgelassen werden soll nach der nächsten Bergfahrt. Nachdem der nächste Bergfahrer oben ist, 1 Stunde Warten ist vergangen, macht die Mindener Schleusenaufsicht das Tor zu, Doppelrot bleibt, der Wasserspiegel senkt sich. Unser fragender Funkruf wird mit Bedauern beantwortet. Daß die Renate mit runter wollte, sei wohl bei der Übergabe beim Schichtwechsel nicht mit übergeben worden. Dabei ist am Funk die gleiche Stimme wie bei der Anmeldung und das ganze Gelände ist komplett Video überwacht. Der merkwürdige Humor der Mindener Truppe hat uns sage und schreibe 2 Stunden gekostet, endlich durften wir mit einem Fahrgastschiff in die Schleuse rein. Die nächste Schleuse ging zunächst sehr zügig. Bereits im langsam Heranfahren wurde die Schleuse vorbereitet, dann grün und wir rein, ran an den Poller, auf Slip die Leine und .... nichts, das Tor bleibt offen. Über Funk bekommen wir mit, daß noch ein weiteres Sportboot in Anfahrt ist und wir natürlich warten .... Dann geht es gemeinsam mit dem 2. Sportboot zur 3. Schleuse des Tages. Wunderschöne Sonnenuntergangsimpressionen in den Weser Marschen.
Es sollte die letzte Schleusung des Tages sein, leider wird es dann die erste Schleusung der Nacht ... Anweisung: Festmachen am Sportbootanleger, Bergfahrer. Dann weiteres Warten, ein 2. Bergfahrer in Anfahrt. Dieses Bild sagt mehr als 1000 Worte, wir warten immer noch, es ist mittlerweile 19.00 Uhr und Sonnenuntergang war heute 18.22 Uhr. Was wir heute mit der Mindener Schleusensteuerung erleben, ist die einsame und sehr negative Ausnahme der Regel auf unserer Reise, bei der wir enorm freundlichen, präzisen und hilfsbereiten Service für uns Sportbootfahrer erlebt haben.
Um 19.30 Uhr sind wir endlich durch die Schleuse durch und können nun erstmals die hervorragende Praxistauglichkeit des 4G-Breitbandradars der Renate in der Nacht-Flußfahrt auf der Weser testen. Abslolut präzise Darstellung der eigenen Schiffsposition, der beiden Flußufer und damit ermöglichte reine Instrumentenfahrt immer in Flußmitte. Auch Fahrwassertonnen, falls vorhanden, sind eindeutig und klar zu sehen. Es ist einfach super genial! Um 20.00 Uhr sind die Leinen in Stolzenau fest. Der Abend klingt beim wohlverdienten Bier und gutem Abendessen aus. Ohne Radar wären wir bei der Schleuse liegen geblieben, ohne landseitige Infrastruktur und hätten an unsere Notration ranmüssen: 1 Dose Erbsensuppe und 1 verbliebene kaltgestellte Flasche Pils. Klar ist aber auch: Unser eigentliches Ziel Bremen werden wir am morgigen und für uns letzten Fahrtag nicht erreichen. Wir werden die Renate deutlich früher abstellen müssen, dafür haben die Mindener mit 4 Stunden Wartezeit gesorgt.